Saakaschwili eröffnete Fabrik in Georgien: 18 Cent pro Stunde
Der georgische Präsident Saakaschwili und der Gouverneur der Provinz Adscharien Warschalomidse haben einige Monate zuvor eine Fabrik zur Verarbeitung von Textilien eröffnet. Adjara Textile ist in türkischer Hand und stellt Produkte für einen bekannten deutschen Sportartikelhersteller her. Nach Recherchen des Zentrums für Menschenrechte und Berichten internationaler Gewerkschaftler ähneln die Arbeitsbedingungen dort denjenigen, die man aus Schreckensgeschichten über der Sklavenhaltung ähnliche Fabriken in China oder Indien kennt.
Tomaten und Uniformen für Sportler in Georgien
Saakaschwili und Warschalomidse hatten die Fabrik, wie auf der Webseite der Regierung des adscharischen Regierungschefs lesbar, in Bobochwati in der Region Kobuleti eröffnet. Saakaschwili sagte, dies sei mehr als ein Versprechen. Er befahl dem Vorsitzenden des Nationalen Olympischen Komitees in Georgien, das georgische Team mit Uniformen aus dieser Fabrik auszustatten. Saakaschwili zog sich Kleidung einer bekannte deutschen Marke an, wie die Webseite der regionalen Regierung angab. Die Waren der Fabrik sollten nach Europa exportiert werden. Der Aufbau der Fabrik begann im Juli 2008. In die Fabrik wurden 3 Millionen Dollar investiert. Dort sind 500 Frauen beschäftigt. Warschalomidse versprach weitere Investitionen für die Aufzucht von Tomaten.
Gewerkschaft gegründet: Rauswurf und Drohung mit Entlassung
Nach Angaben des Internationalen Gewerkschaftsbundes ITUC gründeten 250 Beschäftigte des Unternehmens am 16. März 2009 offiziell eine Gewerkschaft. Sie schlossen sich dem GTUC-Ortsverband Adschaien an. Neun Frauen wurden in den Betriebsrat gewählt, wie der ITUC auf seiner Webseite meldete. Der Vertreter des GTUC-Ortsverbandes Adjara informierte den Arbeitgeber am 10. April über die Gründung der neuen Gewerkschaft. Schon am nächsten Tag wurden alle neun Mitglieder des Betriebsrats ohne jegliche Begründung entlassen. Den verbleibenden Gewerkschaftsmitgliedern wurden gedroht, sie ebenfalls zu entlassen, wenn die Arbeit der Gewerkschaft in dem Unternehmen nicht eingestellt würde. Die Verwaltung der Region war erwartungsgemäß mit der harten Entscheidung des Unternehmens einverstanden, Hilfe für die Gewerkschaftler lehnten die Mitarbeiter der Regierung Saakaschwili ab.
Frauen klagen über harte Arbeitsbedingungen
Wie das Zentrum für Menschenrechte in Georgien nun bei Recherchen vor Ort erfuhr, beklagen sich die in dem Unternehmen beschäftigten Frauen über harte Arbeitsbedingungen. Die Verwaltung des Unternehmens ließ es nicht zu, dass mehr als 100 Frauen das Betriebsgelände verlassen konnten. Auch für die Mitarbeiter des Zentrums für Menschenrechte blieben die Türen des Unternehmens verschlossen.
Hinter hohen Mauern
Am 10. Dezember hätten die Mitarbeiterinnen des Unternehmens, so das Zentrum für Menschenrechte, die Firma verlassen wollen. Dieses verbot ihnen die Leitung des Unternehmens. Das Firmengelände ist von hohen Mauern eingeschlossen und kann nur durch zwei Tore betreten werden, die von einem Wachdienst bewacht werden. Dieser erhält seine Befehle von dort anwesenden Polizisten, die Zivilkleidung tragen. Dazu befragt, sagte einer der Polizisten den Mitarbeitern des Zentrums für Menschenrechte, dass er nur ein Einwohner und angeblich kein Polizist sei.
Polizei fährt auf
Vor dem Gebäude wurden 3 Polizeiwagen und 15 Polizisten aufgefahren. Diese sagten, sie würden angeblich die öffentliche Ordnung schützen. Sie verweigerten jegliche Aussage zu der Frage, ob die Verwaltung des Unternehmens sie gerufen habe.
Mitarbeiter werfen Papiere über Mauer
Zu diesem Zeitpunkt hielten sich mehr als 100 Mitarbeiter auf dem Firmengelände auf. Sie versuchten heraus zu kommen. Sie warfen Papiere über die Mauer, um die Mitarbeiter des Zentrums für Menschenrechte darüber zu informieren, was innerhalb der Mauern vor sich gehe.
18 Cent pro Stunde
Es kam durch ein geschlossenes Tor zu einer Kontaktaufnahme. Mitarbeiterinnen sagten aus, man behandle sie in der Fabrik wie Sklaven. Die Gehälter seien sehr niedrig. Die Leitung des Unternehmens zahle pro Stunde 44 Tetri (umgerechnet 18 Cent). Den Beschäftigten aus der Türkei zahle man erheblich höhere Gehälter. Darüber wollte man das Fernsehen informieren, aber die Türen der Fabrik seien geschossen worden.
Schläge und Schimpfe
Jeder behandle die Angestellten schlecht, so die Informationen aus dem Inneren der Fabrik weiter. Die Angestellten würden körperlich und psychisch misshandelt. Wer sich beklage, dem werde gesagt, er könne ja gehen. Nun werde aber selbst das verboten, so eine Mitarbeiterin.
Kein Urlaub, keine Pausen
Man lasse die Angestellten nicht, wie in Georgien vorgeschrieben, in Urlaub gehen. Die täglichen Arbeitszeiten begännen morgens früh und endeten erst gegen 21:00 Uhr abends. Pausen seien nicht einmal für die Dauer von 2 Minuten zugelassen.
Wache gehorcht Befehlen der Geschäftsführung
Die Mitarbeiter des Zentrums für Menschenrechte fragte eine der Wachen, warum sie nicht auf das Gelände gelassen werden. Der Wachmann sagte, er folge den Befehlen der Geschäftsführer.
Geschäftsleitung will kein Versprechen geben
Die Geschäftsleitung reagierte auf einen Telefonanruf mit der Bemerkung, dass diese nicht versprechen könne, dass man die Leitung treffen können.
Quelle: Humanrights.ge / ITUC / Regierung Adscharien, 13.12.2009