Koba Dawitaschwili: Die Entführung
Koba Dawitaschwili, Vorsitzender der georgischen Volkspartei, über die Ereignisse bei der Niederschlagung der Demonstrationen in Tbilisi: Ich bin zum Eliawa-Markt gefahren, um neue Geräte zu kaufen, nachdem alte mehrfach zerstört wurden. Um konkreter zu sagen, ich wollte Mikrofone und Megafone kaufen. Wie ich jetzt erkennen kann, wusste man durch das Abhören der Telefone Bescheid, was ich vorhatte. Ich denke, dass ich verfolgt wurde. Als ich zum Markt kam, wurde ich sofort angegriffen, ohne dass man mich angesprochen hatte. Die Angreifer fingen an, mich mit Schlagstöcken zu schlagen. Die Leute haben versucht, mich zu verteidigen. Dort war auch eine geistliche Person anwesend, der auch versuchte, diese Menschen an der Ausübung von Gewalt zu hindern. Vergebens! Es waren ungefähr 20 Männer, die auf mich einschlugen.
Es war bereits am Anfang eindeutig, dass sie mich entführen wollten und nicht verhaften, weil die Menschen verschieden gekleidet waren, teils in militärischen Uniformen, teils in Zivilkleidung. Außerdem trugen sie keine Masken und haben keine Ausweise gezeigt. Sie sagten bereits am Anfang, dass sie mich unbedingt nach Gori führen sollten. Da der Geistliche und auch andere Anwesenden versucht hatten, mich zu schützen und diese brutalen Menschen daran zu hindern, mich zu ihrem Auto zu schleppen, nahmen sie einen Fahrer eines Minibusses als Geisel. Ich wurde in diesen Minibuss mit Gewalt hineingezwängt und entführt.
Dann fuhren sie von der Straße ab und setzten mich in anderes Auto. Bevor sie das taten, telefonierten sie mit einem Auftraggeber, ob ich am Ort getötet werden sollte oder irgendwo anders. Ich sagte, wenn ihr mich unbedingt töten wollt, dann am besten in Kaspi, in meinem Heimatort. Jemand fragte dann auch zynisch, ob ich sie zum Trauerfeier einladen würde.
Ich ging davon aus, dass sie mich töten wollten und fing an, zu beten. Danach merkte ich eine Veränderung bei diesen Menschen. Ich denke, dass mich die Gebete gerettet haben. Dann fuhren sie mich nach Gori, zu einem Hospital. Obwohl man in dieses Hospital nicht einfach eintreten darf, sind sie ohne Probleme eingegangen. Ich wurde den Ärzten übergeben. Dann fing der Kampf ums Überleben zum zweiten Mal an. Die Entführer telefonierten dauernd mit jemandem, anscheinend mit dem Auftraggeber. Sie bestanden darauf, dass ich operiert werden sollte. Ich behauptete, dass ich trotz der heftigen Schläge nicht auf die Intensivstation gebracht und operiert zu werden brauchte. Trotz meines Widerstandes wurde ich auf die Intensivstation gebracht und isoliert.
Ich hatte Glück, dass eine Cousine in diesem Hospital arbeitet. Sie brachte mir ein Mobiltelefon, mit dem ich meine Familie anrief, dann versuchte ich, Kacha Kukawa zu erreichen. Er war bereits inhaftiert. Dann rief ich Frau Burdshanadse an, die wiederum den Verteidigungsminister verständigte. Ich denke, es gab auch einen anderen Grund, warum ich nicht getötet wurde. Nach meiner Entführung wurden gezielt Gerüchte über den Mord an mir verbreitet. Das hatte heftige Reaktionen zur Folge. Der Komissar des Europarates habe gesagt, dass Saakaschwili und seine Regierung in diesem Fall dem UN-Tribunal in Den Haag übergeben würden. Wahrscheinlich war das auch einer der Gründe, dass ich überlebt habe.
Quelle: Asaval-Dasavali, 27.11.2007
Augenzeugen berichten: Demonstrationen und der Sturm auf Imedi TV