Bücher weg, Verdienst illegal, Korruption bei Auftragsvergabe: Vorwürfe gegen Rektor von Universität in Tbilisi
In der Bibliothek der staatlichen Iwane Dshawachischwili Universität in Tbilisi sind einzigartige Bücher und Manuskripte aus der Zeit des 16. Jahrhundert verschwunden. Die verschollenen Dokument haben nicht nur einen hohen finanziellen, sondern hatten vor allem einen hohen kulturellen Wert. Die Behörden der Regierung Saakaschwili haben Ermittlungen aufgenommen, Ergebnisse dazu sollen in 2 Wochen veröffentlicht werden. In die Schlusslinie geriet dabei der Rektor der Universität, Giorgi Chubua. Diesem werden zudem auch finanzielle Machenschaften, illegaler Verdienst und Korruption vorgeworfen. Dazu nahm Chubua am Montag vor der Presse Stellung. Er kam von einer Reise aus dem Ausland zurück.
15-faches Gehalt
Zu Vorwürfen der Bereicherung sagte Chubua, es gebe nichts zu verheimlichen. Sein Gehalt entspreche dem von Professoren. Deren Gehalt sei 15-mal so hoch wie 2 Jahre zuvor. Das Geld, was er bekomme, sei ein Ausgleich für die Vorlesungen, die er an der Universität halte, so Chubua.
Dank an Saakaschwili für weniger Autonomie
Chubua sagte weiter, in den letzten Jahren sei die Universität nicht mehr so eigenständig gewesen, wofür er Präsident Saakaschwili ausdrücklich dankte, wie die georgische Nachrichtenagentur Interpressnews meldete.
Rektor will Diebstahl einzigartiger Manuskripte nicht begangen haben
Die Vorwürfe, dass der Rektor der Universität die einzigartigen Bücher und Manuskripte der Bibliothek gestohlen habe, nannte der Rektor der Universität absurd. Die Verwaltung selber habe die Behörden auf den Diebstahl hingewiesen.
Keine Lieferung von Baumaterialien
Ebenfalls absurd nannte Chubua Vorwürfe, eine mit Bauarbeiten beauftragte Firma habe als Gegenleistung für die Erteilung von Aufträgen Baumaterialien an ihn geliefert. Seine Datscha in Navzaraantkar habe er bereits 8 Jahre zuvor gekauft. Er als Rektor der Universität entscheide nicht über die Vergabe der Aufträge, versprach der Rektor.
Lehrkräfte bekräftigen Vorwürfe (teilweise)
Ein Teil der akademischen Lehrkräfte der Universität stellte sich hinter Chubua und nannte die Vorwürfe gegen ihn eine Kampagne. Sie verlangten ein Treffen mit Saakaschwili.
Ein anderer Teil der akademischen Lehrkräfte der Universität allerdings nannte die Vorwürfe gegen Chubua berechtigt. Zudem sagten sie, der Rektor beziehe sein Gehalt illegal. Ebenso habe Chubua mehrere Unternehmen bei der Vergabe von Aufträgen bevorzugt.
Zeit sei abgelaufen
Die Zeitschrift Ambebi spekulierte darüber, ob es nun eine neue Welle von Festnahmen durch die Regierung Saakaschwili geben könne. Um seine Macht weiter zu sichern, könnte das Regime Saakaschwili weitere Menschen festnehmen lassen, zu denen auch Chubua gehören könne, spekulierte die Zeitschrift. Seine Zeit sei abgelaufen, schrieb der Autor am Wochenende.
Stellen mit nach Beziehungen besetzt
In den vergangenen Jahren hatte es bereits Kritik an Chubua wegen seiner Personalpolitik gegeben. Entgegen der von Präsident Saakaschwili versprochenen Linie soll Chubua für die Besetzung hochrangiger und gut bezahlter Posten in seiner Universität nicht nach der beruflichen Eignung der Bewerber entschieden haben, sondern die Stellen unter Mitgliedern seiner Familien und im Bekanntenkreis verteilt haben.
Plan zur Demontage?
Bemerkenswert ist auch, dass der unter Kontrolle der Regierung Saakaschwili stehende Sender Rustawi 2, der personell sehr eng mit der PR-Abteilung von Saakaschwili verzahnt ist und von dem niemand weiß, wer der Eigentümer ist, Vorwürfe gegen den Rektor publik gemacht hat. Dies könnte in der Tat darauf hindeuten, dass es, wie man es aus der Zeit der Sowjetunion gewohnt ist, einen gut vorbereiteten Plan zur Demontage von Chubua geben könnte.
Quelle: Interpressnews / Georgian Times / Ambebi / Rustawi 2, 10.08.2010