Opfer von Polizeigewalt berichtet über tödlichen Angriff in Mestia
In Georgien hat es in den vergangenen Wochen eine friedlichen Machtwechsel auf demokratischem Wege gegeben. Nach acht Jahren unter der Regierung Saakaschwili haben Opfer dessen Gewalt nun damit begonnen, über die Aktivitäten der Regierung Saakaschwili zu sprechen. Ein Fall ist der der Familie Kimeridse, die in Chaschuri ein Familienmitglied durch Folter der Polizei der Regierung Saakaschwili verloren hat, was von der Regierung Saakaschwili wie in solchen Fällen üblich als Unfall dargestellt wurden. Auch der angebliche Mörder von Guram Scharadse berichtete, dass er bereits vor dessen Ermordung von der Polizei festgenommen worden war. Ein anderer Fall ist der der Familie Aprasidse, die bereits vor einigen Jahren Opfer der Gewalt der Polizei der Regierung Saakaschwili wurde.
Gotscha Aprasidse gab der Zeitung Kwela Siachle ein Interview, über das die georgische Nachrichtenagentur Interpressnews berichtete. Dabei ging es um einen Einsatz der Sondereinheiten der Polizei der Regierung Saakaschwili. Aprasidse sitzt derzeit im Gefängnis Nr. 6 in Rustawi in Haft.
Wie Aprasidse sagte, habe es von Seiten der Familie keinerlei Widerstand der Polizei gegenüber gegeben. Diese habe ohne Vorwarnung das Feuer aus Hubschraubern und von Boden her eröffnet. Sein Vater sei auf den Balkon gelaufen und habe um Einstellung des Feuers gebeten, denn es seien Frauen und Kinder im Hause. Genau in diesem Moment sei er von einem Scharfschützen beschossen worden. Dann habe die Polizei einen Sprengsatz ins Zimmer geworfen, worauf er das Bewusstsein verloren habe, so Aprasidse.
Als er wieder zu Bewusstsein gelangt sei, so Aprasidse weiter, sei er mit Handschellen gefesselt gewesen und habe eine Verletzung an der Brust gehabt. Sein Bruder Omech sei ebenfalls mit Handschellen gefesselt gewesen. Man habe ihn gezwungen zuzusehen, wie sein Bruder von einem maskierten Polizeibeamten der Sondereinheiten der Regierung Saakaschwili mit Schüssen in die Brust getötet worden. Er sei in Stücke gerissen worden. All dies habe die Polizei der Regierung Saakaschwili mit Videoaufnahmen dokumentiert.
Dann, so Aprasidse weiter, sei er mit einem Hubschrauber nach Kutaissi in Krankenhaus verbracht worden. Dort habe man ihn operiert, ohne dass ihm die Handschellen abgenommen worden seien. Auf die Gabe von Betäubungsmitteln oder Schmerzmitteln sei verzichtet worden.
Die Behauptungen des damaligen Verteidigungsministers der Regierung Saakaschwili, Baramidse, es seien angeblich Waffen im Haus gewesen, stellte Aprasidse als absurd dar. Baramidse habe nichts zu tun, als sich selbst zu rechtfertigen. Saakaschwili kümmere sich nicht um die Familie und behaupte, ein Turm sei angeblich gesprengt worden. Ein Turm befinde sich aber nicht in der Nähe, nur das Wohnhaus der Familie sei niedergebrannt, worin sein Vater bei lebendigem Leibe gestorben sei, so Aprasidse. Auch auf die Häuser der Nachbarn sei geschossen worden, wofür es Augenzeugen gebe, so Aprasidse.
Wie Aprasidse weiter sagte, sei der Angriff nicht gegen seine Familie gerichtet gewesen, sondern eine Demonstration der Stärke in Swaneti. Die Regierung Saakaschwili habe seine Familie gewählt, um zu zeigen, dass sie dies Gewalt einfach auch allen anderen antun könne, so Aprasidse.
Gotscha Aprasidse wies auch Behauptungen der Regierung Saakaschwili zurück, sein in Stücke geschossener Bruder Omech habe angeblich etwas mit dem Entführungsfall Kaladse zu tun. Sein Bruder habe Swaneti seit 10 Jahren nicht verlassen, so Aprasidse. Er könne also nichts von einem Fall in Tbilisi gewusst haben. Dafür sei seinem Bruder Omech der Finger abgeschnitten worden, an dem er einen Ring getragen habe. Zusammen mit einem anderen Bruder sei er dann ohne Beweise verurteilt worden.
Aprasidse sagte weiter, wenn die Bande des Saakaschwili aus dem Land entfernt worden sei, werde es wieder Gerechtigkeit in Georgien geben. Saakaschwili selbst habe den Befehl gegeben, sie zu vernichten. Es wäre besser gewesen, diese 1.200 Männer, die seine Familie angegriffen haben, für den Krieg gegen Russland zu nutzen, als Russland georgisches Territorium zu geben, so Aprasidse.
Quelle: Interpressnews, 31.10.2012