Bakuriani - Die Suche nach der Baustelle

Bei einem kurzen Zwischenaufenthalt in Tbilisi sehe ich die Mailbox durch und lese einige Mails von Besuchern der Nachrichten, die uns fragen, warum es keine neuen Nachrichten mehr aus Georgien gibt und was mit uns passiert ist. Keine Angst, wir sind nur in Urlaub...

Zwei Tage vorher, Ende August, waren wir mit der Marschrutka nach Tbilisi gefahren und hatten einige Dinge zu erledigen. Die Nacht im Bett, kaum ein Luftzug und mit dem Gefühl eines Hähnchens, das gerade im Backofen durchgegart wird, bleibt mir unvergeßlich, an Schlaf ist ohnehin nicht zu denken. Tage später wird auch noch mein Freund, der Vollmond, hinzukommen, aber zu dem Zeitpunkt hat sich der Körper fast schon an die Hitze gewöhnt. Ich stelle mir vor, daß die Amerikaner so ihre Gefangenen im Irak und in Guantanamo Bay foltern. Mit dem Import von Ventilatoren nach Georgien müßte doch ein Vermögen zu machen sein, denke ich, bevor mich mitten in der Nacht der Schlaf überfällt.

Marschrutkas im Stundentakt

Die Strecke Bakuriani - Tbilisi wird tagsüber vom Gebirge aus nahezu im Stundentakt bedient. Von Tbilisi aus sollte man vor 10:00 Uhr am Bahnhof sein, die einzige Marschrutka danach fährt um 15:00 Uhr. Wer danach fährt, muss in Bordshomi umsteigen.

Erst bei dieser Fahrt sehe ich die Strecke von Tbilisi aus über Mzcheta, Gori, Chaschuri und weiter bis nach Bordshomi im Tageslicht. Erfreulich ist, daß sie ausgebessert wird. Mehrere Reparaturtrupps flicken die Löcher im Straßenbelag, teilweise wird auch die ganze Decke erneuert bzw. ist dies bereits geschehen, was mir vor allem bei Bordshomi auffiel. Auf der Fahrt von Bakuriani nach Bordshomi herunter gibt es eine Stelle an der wir anhalten müssen, weil Steine oberhalb der Straße von einem Hang abgeschlagen werden. In der Wintersaison 2004 / 2005 sollte die Bergstrecke ohne Probleme zu befahren sein.

Zu Fuß in den Bergen unterwegs

Und jetzt bin ich zum ersten Mal in Georgien auf eigene Faust unterwegs, ohne einen sprachkundigen Menschen an meiner Seite. In der Hauptstraße wende ich mich nach links, die Straße Richtung Bordshomi im Rücken, rechts an Stalin-Büste und Park vorbei. Einen halben Kilometer weiter beginnt rechts abzweigend die Pipeline-Road, die Straße führt zu der langgezogenen Baustelle der BTC. Ein Schild zeigt die Gesichter von vier jungen Männern. Später erfahre ich, daß sie auf dieser Straße tödlich verunglückt sind. Ob davon ein Betrunkener davon abgehalten wird, Auto zu fahren, obwohl er dazu nicht mehr in der Lage ist? Ich glaube es nicht.

Es geht leicht bergan, ich freue mich wieder den Puls zu fühlen, ohne ein Rad unter dem Hintern zu haben. Zwei Kilometer weiter ist eine Schranke, die Straße Richtung Tabatskhuri-See schraubt sich hier den Hang entlang, ein Strom von Baufahrzeugen ergießt sich hier den Berg hoch. In ein paar Tagen werden wir hier selber langfahren. Ein weites Tal entlang führt die Straße zu einem weiteren Dorf, rechts gehen Wege in den Hang ab, eine alte Ruine aus Beton grüßt und dahinter winkt ein Lager mit hunderten von Röhren, die auf das Vergraben warten. Schade, daß ich kein MTB dabei habe. Die Wege links und rechts sind es wert, erkundet zu werden.

Und genau das werden wir mit Führung in den kommenden Tagen tun.

Weiter: Bakuriani - Der Ring der Sanatorien